Nachhaltiger Konsum

Das Leitbild der nachhaltigen Entwicklung sowie Fragen des Umweltschutzes haben sich in den vergangenen Jahren zunehmend in der Gesellschaft und Alltagskultur etabliert. In der Wahrnehmung der Bürgerinnen und Bürger werden Umwelt- und Klimaschutz als wichtig für die Bewältigung langfristiger Aufgaben gesehen: Aktuell sind fast zwei Drittel der Bundesbürgerinnen und -bürger der Meinung, dass ein hinreichender Umweltschutz eine grundlegende Bedingung dafür ist, dass gesellschaftliche Aufgaben, wie die Globalisierung, die Schaffung von Arbeitsplätzen, die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft, aber auch Fragen der Förderung des allgemeinen Wohlstandsniveaus gemeistert werden können.

Hinter den Blogkacheln gibt es spannende Beiträge und Interviews rund um das Thema nachhaltiger Konsum:

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Lasst uns was tun! Jetzt!

Dieser allgemeine und langsam verlaufende Bewusstseinswandel hat in der Bevölkerung eine Offenheit gegenüber nachhaltigem Konsum entstehen lassen, wie Studien des Umweltbundesamtes zum Umweltbewusstsein im Zeitraum von 1996 bis 2014 zeigen. So ist auch eine steigende Nachfrage nach „grünen“ Produkten zu erkennen und der Wille zum Umstieg auf umweltfreundliche Alternativen weit verbreitet. Dabei wächst insbesondere die Bereitschaft, sich auf Alternativen einzulassen, die keinen „Verzicht“ bedeuten, sondern vielmehr einen persönlichen Mehrwert darstellen und gleichzeitig auch zu Kostenersparnissen führen können. Dazu gehört zum Beispiel die Umstellung auf die Benutzung des Fahrrads statt des Pkws für den täglichen Weg zur Arbeit, welche auch positive gesundheitliche Auswirkungen haben kann. Diese Alternativen stellen vermehrt eine Lebensqualität in den Vordergrund, die neben materiellen auch auf immateriellen Aspekten aufbaut und die ökologischen und sozialen Negativfolgen des eigenen Alltagshandelns so weit wie möglich verringert.

Die Gesellschaft in Deutschland ist in Fragen des nachhaltigen Konsums in Bewegung geraten. In einigen Konsumbereichen konnte durch die Weichenstellung von Umwelt- und Verbraucherpolitik bereits eine Änderung zu dauerhaften nachhaltigen Konsumstrukturen festgestellt werden. So greifen fast drei Viertel der Bürgerinnen und Bürger beim Kauf von Haushaltsgeräten und Leuchtmitteln immer oder sehr oft zu den energieeffizienten Alternativen; mehr als ein Drittel der Bevölkerung gibt an, bereits einmal Ökostrom bezogen zu haben, und auch als umweltverträglich gekennzeichnete Reinigungsmittel werden von einer Mehrheit der Verbraucherinnen und Verbraucher nachgefragt. Diesen positiven Trend gilt es, weiter zu stärken.

Gut zu wissen

62 Prozent der Deutschen glaubt, dass kleine Schritte im Alltag auch global etwas bewirken. 71 Prozent sind bereit, sich einzuschränken, um unsere Umwelt zu retten. Allerdings wollen 59 Prozent der Befragten für ein klimafreundliches Leben nicht mehr Geld ausgeben. (Alle Zahlen von YouGov, 2020)

Grün leben muss tatsächlich nicht anstrengend sein. Eine Vielzahl von Greenfluencerinnen mit ihren Lifehacks und Praxislösungen belegen, dass sie ihr Leben längst umgekrempelt haben und dass der neue Lifestyle Spass machen kann, schick ist und perfekt in unsere Zeit passt. Wer einmal angefangen hat, nachhaltig zu leben, für den gibt es kein Zurück mehr. Auf geht´s, Energieeffizienz und Nachhaltigkeit ist angesagt!

Unser Konsum- und Freizeitverhalten macht alleine über 40 Prozent des eigenen CO2-Fußabdrucks aus. In einer Edelmann-Studie, die 2018 in den USA durchgeführt wurde, gaben 54 Prozent der Befragten an, dass sie der Überzeugung sind, mit ihrer Kaufentscheidung mehr zur Verbesserung der Welt beizutragen als mit ihrer Wählerstimme. Also: Setzen wir unsere Macht als Konsumenten doch gezielt ein, um die Welt wirklich zu verändern. Um achtsamer mit dem eigenen Energieverbrauch, den Ressourcen und der Zukunft unseres Planeten umzugehen.

Als Konsumenten haben wir mehr Macht, die Welt zu verändern, als wir glauben.

Heute schon einem Lastenfahrrad begegnet, über den farbenfrohen Wochenmarkt Deines Viertels geschlendert oder staunend vor einem neu eröffneten Unverpackt-Laden in der Nachbarstraße gestanden? Frankfurt steht in Sachen Nachhaltigkeit und Umweltschutz mitten im Wandel. Vergleichen mit 2010 lebt es sich eindeutig besser und nachhaltiger in unserer Stadt. Zahlreiche Initiativen, Projekte und Aktivisten*innen haben die Initiative übernommen. Ihr gemeinsames Ziel: Nicht länger warten, jetzt machen!

Ein bepflanztes Beet, davor ein Schuld mit "Transition Town"

In den letzten Jahren sind Netzwerke entstanden, die ihr nachhaltiges Denken und Handeln sichtbar machen und in die Stadt tragen. Mit Gleichgesinnten zusammen erproben sie, wie wir bewusster und besser leben. Und vor allem, wie wir besser mit unserer Erde umgehen.

Transition Town Frankfurt zum Beispiel ist Teil einer weltweiten Bewegung, die mit konkreten und alltagstauglichen Projekten daran geht, aus Frankfurt eine lebenswertere und zukunftsfähigere Stadt zu machen. Es gilt, hier Lösungen für unser Leben zu entwickeln, um globale Herausforderungen zu meistern. In ihrem Netzwerk verknüpft Transition Town Personen, Unternehmen und Initiativen, um gemeinsam bessere Voraussetzungen zu schaffen, um weniger von fossilen Rohstoffen abhängig zu sein und weniger Energie zu verbrauchen. Dieses Umdenken und der nötige Wandel in Frankfurt funktioniert nur mit solchen Ideen, mit großen Herzen und der Fähigkeit, überall selbst mitanzupacken.

Mach mit! Es ist auch Deine Stadt!

Was ist los in Deiner Stadt, wo fühlt sich das Leben in Frankfurt schon wirklich nachhaltig und klimafreundlich an? In diesem Artikel möchten wir Dir konkrete Menschen und Lösungen vorstellen, die belegen, dass die Stadt am Main längst auf einem guten Weg ist.

Erlebe Frankfurter und Frankfurterinnen, echte Pioniere und neue Projekte, die uns überrascht haben und Mut auf mehr machen. Sie alle verbindet die große Leidenschaft, unsere Stadt jeden Tag ein kleines Stück nachhaltiger zu machen. Gemeinsam mit Dir. Mach mit, werde auch Du Teil von Team Frankfurt!

Die Auffüllerei

Eine Box mit Text, der die Auffüllerei vorstellt

Team Frankfurt (TF): Können Sie zu jedem angebotenen Produkt sagen, wo es herkommt, was darin steckt und unter welchen Umständen es erzeugt wurde?

Christina Schwab (CS): Nein, das ist nur teilweise möglich. Wir müssten dazu die Produzenten jedes Produktes kennen, um das wirklich zu beurteilen. Das ist bei über 1.200 Produkten leider nicht möglich. Umso wichtiger ist aber dann die Auswahl der kleineren Lieferanten und Hersteller, zu denen wir ein vertrauensvolles Verhältnis haben. Wann immer möglich bevorzugen wir regionale Produzenten, um beim Herstellungsprozess der Produkte möglichst viel Transparenz zu bekommen.

TF: Wie hoch schätzen Sie das Potenzial an Frankfurtern und Frankfurterinnen, für die das Unverpackt-Angebot in Frage kommt?

CS: Frankfurt ist eine grüne Stadt und das auch politisch. Es gibt sehr viele Menschen, denen unsere Umwelt am Herzen liegt. Davon sind wir überzeugt, sonst hätten wir den Standort nicht gewählt. Unverpackt einkaufen ist noch etwas exotisch, das ändert sich aber Schritt für Schritt. Wir empfangen z. B. regelmäßig Schulklassen, die Kinder werden damit groß. Der Nachwuchs ist also durchaus da. Es kommen tagtäglich viele interessierte und begeisterte Menschen zu uns in den Laden, die einen unverpackten Einkauf zum ersten Mal ausprobieren. Auch große Supermarktketten haben das erkannt und bieten ein Unverpackt-Sortiment an. Unser umfangreiches Angebot soll alle Menschen ansprechen und wir freuen uns über jede Kundschaft – egal ob Unverpackt-Profi, Anfänger, Erwachsene oder Kind.

TF: Was macht Die Auffüllerei ganz konkret, um klimafreundlich zu handeln?

Marlen Richter (MR): Wir legen großen Wert darauf, dass sich unser nachhaltiges Konzept auf allen Ebenen widerspiegelt. Deshalb achten wir bei der Ladenausstattung auf nachhaltige Ressourcen und Betriebsmittel und versuchen, Müll zu vermeiden. Zum Beispiel beziehen wir zu 100 Prozent Ökostrom. Wir sammeln große Papiersäcke, Plastiktüten, Verpackungs- und Eierkartons sowie Stoffbeutel und stellen diese zur Wiederverwendung im Laden für unsere Kundschaft zur Verfügung. Weiterhin nehmen wir Einweggläser entgegen. Nach erneuter Reinigung freuen sich Menschen, die spontan zu einem Einkauf bei uns vorbeischauen, über ein Behältnis. Wir sind eine Annahme- und Sammelstelle für eine Kerzenmanufaktur zum Wachs- sowie für den Naturschutzbund „NABU“ zum Korkrecycling. Und unsere moderne Kasse stellt digitale Kassenbons aus, die sich unsere Kundschaft via QR-Code-Scanner auf das Smartphone herunterladen kann.

TF: Fr. Richter, Sie sind Vorständin des Unverpackt-Verbands. Wie viele Läden gibt es inzwischen in Deutschland? Und können Sie einschätzen, wieviel Verpackungsmüll im letzten Jahr ungefähr eingespart werden konnte?

MR: Stand August 2021 gibt es in Deutschland ca. 430 Unverpackt-Läden. Der Verband an sich umfasst mittlerweile über 600 Mitglieder (eröffnete Läden und Läden in Planung). Wir als Auffüllerei haben seit Gründung November 2019 bis Ende 2020 durch den Verkauf von Lebens- und Reinigungsmitteln, die wir entweder in großen Papiersäcken, Kartonagen oder Mehrweg-Pfandeimern oder -kanistern beziehen, insgesamt ca. 32.100 Verpackungen eingespart und dadurch ca. 495 kg Plastikmüll vermieden.

TF: Vielen Dank für das Gespräch, Frau Schwab und Frau Richter. Der Auffüllerei alles Gute!

Lust auf besser Leben

Eine Box mit Text, der die Lust auf besser leben vorstellt

Team Frankfurt (TF): Wie unterschiedlich sind die Botschafter von Lust auf besser leben? Wen stellen Sie vor?

Marlene Haas (MH): Unser „Nachhaltigkeitsbotschafter und -botschafterinnenprogramm“ wurde speziell für kleine Unternehmen und Organisationen entwickelt, die sich kein eigenes Nachhaltigkeitsmanagement leisten können und erkannt haben, dass sie im Netzwerk mehr erreichen können. Sie bekennen sich mit der „Charta der Nachhaltigkeit“ zu einem Entwicklungsprozess, der die Agenda 2030 im Fokus hat. Dabei arbeiten wir mit Einzelhändler und Einzelhändlerinnen genauso zusammen wie mit einem Hotel oder Bildungsverein. Jede und jeder für sich hat Herausforderungen zu bearbeiten und eigene Erfolgsgeschichten, von denen andere lernen können. Das Netzwerk, der Botschafter- und Botschafterinnenklub, unterstützt den Austausch untereinander. Dort gibt es zu bestimmten Themen Impulse. Das kann von Praxisbeispielen aus der Lieferkette bis zur Biodiversität gehen. Hauptsache, die Unternehmen und Organisationen können etwas für sich in den Alltag mitnehmen oder mit anderen gemeinsam Projekte schmieden. Aktuell geben wir über Stories auf www.frankfurtnachhaltig.de Einblicke in die Lieferkette von Frankfurter Einzelhändler und Einzelhändlerinnen.

TF: Können Sie uns an einem aktuellen Praxisbeispiel darstellen, wie Sie das ernste Thema Nachhaltigkeit mit Spaß und Leichtigkeit in Frankfurt erlebbar machen.

MH: Aus dem Netzwerk heraus können und sollen neue Projekte entstehen. Eines gibt es schon relativ lange, die Taschen-Tausch-Stationen. Sie funktionieren wie ein Bücherschrank für Taschen. Kund und Kundinnen können gebrauchte Beutel abgeben oder kostenfrei welche nutzen, die andere abgegeben haben. Diese Stationen haben wir nun aufgepimpt und als „Reuse me!“-Aktion in weitere Stadtteile gebracht. Das hat schon allein wegen des coolen neuen Designs Spaßfaktor und Partner und Partnerinnen wie „Einmal ohne, bitte“ oder der #MainBecher machen mit. (www.taschenstationen.de)

TF: Sie sprechen auf Ihrer Website von einem inneren Wertekompass. Wie würden Sie den definieren, wo liegt Norden?

MH: Für uns ist es wichtig, ohne Verurteilung aktuelle Herausforderungen zu lokalisieren, die nachhaltiges Handeln für Menschen erschwert. Denn jeder und jede von uns hat ein anderes Steckenpferd: ich leiste mir vielleicht nur regionale Biolebensmittel, jemand anderes kauft dafür nur Secondhand usw. Aber jeder und jede von uns hat doch Bereiche, in denen es aus bestimmten Gründen nicht so leicht fällt, das offensichtlich „Richtige“ im Sinne der Nachhaltigkeit zu tun. Da setzen wir an und versuchen zum einen, praktische Lösungen zu testen, zum anderen aber zu schauen, was es auf Systemebene braucht. Aus Werteperspektive bedeutet das: „Es ist okay, wie Du bist und wo Du gerade stehst, keiner / keine ist perfekt.“ und vor allem „gemeinsam erreichen wir mehr“.

TF: Wie versteht sich Lust auf besser leben selbst? Als Mutmacher, als Möglichmacher oder als Zukunftsmacher?

MH: Wir sind eine Mischung aus allen genannten Punkten. Mal Möglichmacherin, wenn wir ein kommunales Becherpfandsystem an den Start bringen, mal Mutmacherin, wenn wir beim Personalforum Inklusion Menschen mit einer Behinderung und Unternehmen vernetzen. Oder Zukunftsmacherinnen, wenn wir Kinos zeigen, wie sie ihre CO2-Bilanz berechnen und was die nächsten Schritte sind.

TF: Herzlichen Dank für die Zeit, die Sie sich für uns genommen haben und viel Erfolg, Frau Haas.

Refill: Hier kannst Du kostenlos Wasser auffüllen.

Das Konzept von Refill Deutschland ist überraschend einfach: Läden mit dem Refill-Aufkleber im Fenster oder an der Tür füllen Dir kostenlos Leitungswasser in das mitgebrachte Trinkgefäß. Inzwischen gibt es mehr als 5.585 solcher Refill Stationen und Trinkbrunnen in Deutschland. (Stand März 2021).

Refill ist ein ehrenamtliches Zero-Waste-Projekt, völlig unternehmens- und parteiunabhängig. Alle Beteiligten betreiben und betreuen Refill in ihrer Freizeit. Mit Hilfe vieler Ehrenamtlicher wollen sie dem Plastikwahnsinn ein Ende bereiten, auf die Verschmutzung durch Plastikmüll und zunehmende Ressourcenverschwendung hinweisen. Refill will die Menschen inspirieren, plastikfreier zu leben. Wenn also der große Durst kommt und Du Deine Trinkflasche auffüllen möchtest, hier bist Du herzlich willkommen:

Eine Stadtkarte von Frankfurt mit allen Refill Stationen
Bildquellen

Möbelgeschäft / Pier-Belanger – Unsplash
Transition Town / Kuwe Fritz, Transition Town Frankfurt
Auffüllerei / Nadine Kopp, Koppiright.Fotografie
Lust auf besser Leben / Levent Tunca, ©Lust auf besser leben GmbH
Stadtkarte / refill