Kommunikation im Dienst von Nachhaltigkeit und Klimaschutz – Opera Civil
Autor Klimareferat, Fotos Barbara Walzer
Als Feyza Morgül sich 2006 mit ihrem PR-Büro „Opera Civil“ selbstständig gemacht hat, war die Suche nach Sinnhaftigkeit in der eigenen Arbeit ein wesentliches Motiv. Seitdem engagiert sie sich für Themen und Projekte, die es ihr wert erscheinen, darüber zu kommunizieren. Das betrifft vor allem die Bereiche Nachhaltigkeit, Klimaschutz, Ökologie, Wasser aber auch soziale Gerechtigkeit, Teilhabe und Miteinander: „Thematisch liegt mein Schwerpunkt auf ‚Soziokultur‘ im Sinne von nachhaltigem und achtsamem Handeln, mit dem wir anderen Menschen und der Umwelt nicht schaden, sondern diese stärken und schützen“, erzählt Morgül.
Die Gesellschaft hat die Fähigkeit zu Veränderung
Die gebürtige Frankfurterin hat erst Betriebswirtschaftslehre und dann Politologie und Philosophie studiert. Anschließend arbeitete sie in München in verschiedenen PR-Büros für die internationale Luxushotellerie. „Es waren schöne Themen, aber es fehlten nachhaltige und politisch-kulturelle Werte“, fasst Morgül den Grund für den Weg in die Selbstständigkeit zusammen. Das wollte sie mit der Gründung von „Opera Civil“ ändern. Der Name ist Programm: Abgeleitet aus dem Lateinischen steht der Begriff für die Überzeugung, dass die moderne Gesellschaft die Fähigkeit hat, Systeme und Verhalten umweltfreundlich zu gestalten. Eines ihrer ersten Aufträge war die Pressearbeit für ein Bio-Hotel. Danach haben sich die Projekte so entwickelt, dass sie zusätzlich zur Kommunikation zunehmend inhaltlich mitgestalten konnte.
Angebote rund um den Klimaschutz aufzeigen
Mittlerweile nutzt Morgül alle verfügbaren Instrumente: „Ich möchte aufklären und den wichtigen Themen Gehör verschaffen“, erklärt sie ihr Ziel, dass sie in einer Bürogemeinschaft für nachhaltige Entwicklung und Ideen im Stadtteil Bornheim plant. Ein Beispiel ist der Klimaschutzspaziergang. Den gemeinsam mit der Stadt Frankfurt entwickelten Rundgang durch die Frankfurter Innenstadt bietet sie zu verschiedenen Anlässen an. Der letzte fand beim „Wilden Sonntag“ am 22. Juli 2018 statt. „Die Spaziergänge unterscheiden sich jeweils leicht. Inhaltlich liegt der Fokus darauf, Bürgerinnen und Bürgern sowie kleinen Unternehmen aufzuzeigen, welche Angebote rund um das Thema Klimaschutz in Frankfurt bereits verfügbar sind. Dazu zählen verschiedene Prämienmodelle genauso wie Managementsysteme und kostenfreie Erstberatung für Unternehmen. Darüber hinaus zeigt Morgül auf, welche Konsequenzen die Handlungen jedes einzelnen haben und gibt Anregungen, wie auch eine einzelne Person einen Beitrag zum Klimaschutz leisten kann. Morgül führt die Teilnehmerinnen und Teilnehmer vorbei an einem Haus mit Bienenstöcken auf dem Dach, spricht über Ernährung, Wochen- und Erzeugermärkte in der Stadt – zum Beispiel an der Konstabler Wache – und wie wichtig es ist, saisonal und regional einzukaufen. Einen Stopp macht sie auch am Second-Hand-Laden. „Das ist mir wichtig, da viele Menschen oft eine Hürde haben, da reinzugehen. Und das ist schade, denn gebrauchte Sachen zu kaufen ist ein echter Beitrag zur Nachhaltigkeit“, so Morgül, und weiter: „Insgesamt merkt man schon, dass sich bei den Menschen etwas verändert. Aber oft bleibt es beim Reden und Weitermachen wie bislang – das ist paradox!“
„Ich möchte aufklären und den wichtigen Themen Gehör verschaffen.“
Interkulturelle Teilhabe fördern
Dennoch bleibt sie dran – so auch bei der Sommerwerft, die sie bereits seit zehn Jahren mit Öffentlichkeitsarbeit begleitet. Bei dem komplett kostenfreien Frankfurter Sommer- und Theaterfestival steht im Mittelpunkt die Idee einer „Kultur für alle“, die jeder erleben kann, unabhängig von Herkunft und Portemonnaie. Dabei gibt es ausreichend Raum, um sich zu beteiligen, zum Beispiel an Yoga- oder Tanz-Workshops, ehrenamtlichen Arbeiten oder Materialspenden. „Das passt gut in unsere Zeit: Wir möchten Inseln schaffen, wo Utopien wie eine Welt für alle
kurz real werden können“, fasst Morgül das Anliegen der Sommerwerft zusammen. Sie sieht darin einen wichtigen Anfang für den Transfer in den Alltag.
Nachhaltigkeit braucht mehr Budget
Dass dieser oft so schwer ist, liegt aus Morgüls Sicht zu einem großen Teil an unzureichender Finanzierung – gerade bei Start-ups, kleinen (alternativen) Vereinen und Grassroot-Organisationen. Hier würde sie sich mehr Förderungsmöglichkeiten wünschen. „Viele Projekte stagnieren, da die verfügbaren finanziellen Mittel einfach nicht ausreichen. Dabei gehen sie dringende Herausforderungen an, die uns alle betreffen – wie eben zum Beispiel Klimaschutz oder soziale Gerechtigkeit. Und es gibt ja Lösungswege“, sagt Morgül, „die sind nur noch nicht alltäglich – oder im Alltag normal.“ Da kommen dann auch manchmal Zweifel auf, ob das alles überhaupt etwas bringt. Doch der Wille weiterzumachen, ist sehr viel stärker als alle Zweifel.
Danke für das Interview!