Das Klima reparieren – mit Zange und Lötkolben

Autor , Fotos Salome Roessler

Heddernheim hat sein erstes Reparatur Café und Imke Eichelberg ist die Initiatorin. Die studierte Umweltwissenschaftlerin engagiert sich bereits seit langem für Nachhaltigkeit und Klimaschutz, in den vergangenen drei Jahren bei der Initiative „Transition Town Frankfurt“. Sie sah, wie in anderen Stadtteilen Reparatur Cafés entstanden, spannende Veranstaltungen stattfanden, Gleichgesinnte zusammenkamen – und entschloss sich, selbst tätig zu werden.

Tatkräftige Unterstützung erweckt Reparatur Café zum Leben

Portrait von Imke Eichelberg: Eine Frau mit kurzen Haaren und einem weinroten Hut steht von einer sandfarbenen Wand

Imke Eichelberg suchte sich Partner und Verbündete und beantragte Fördermittel beim Bundesumweltministerium. Dieses fördert im Rahmen des Programms „Kurze Wege für den Klimaschutz“ nachbarschaftliche Klimaschutzaktivitäten, die ganz gezielt CO2 einsparen. Unterstützung bekam sie unter anderem vom Klimareferat der Stadt Frankfurt sowie vom Frankfurter Verband. Als Betreiber einer Senioren-Wohnanlage und eines Begegnungs- und Servicezentrum stellt er die Räumlichkeiten zur Verfügung. Eichelberg hatte somit einen Ort fürs Reparatur Café und weitere Veranstaltungen über nachhaltiges, „enkelgerechtes“ Leben in Heddernheim gefunden.

Im November vergangen Jahres kam schließlich grünes Licht für die Fördermittel und den Start im Dezember. Zur feierlichen Eröffnung des Reparatur Cafés am 20. Januar 2018 gab es Kaffee, Kuchen und Workshops. „Es waren so viele Leute da und die Stimmung war super! Es wurde diskutiert und gearbeitet und am Ende hatten wir jede Menge Ideen, was wir ergänzend noch alles machen können: zum Beispiel eine Tauschbörse für Talente oder eine Liste von Anlaufstellen für Reparaturen im Haushalt“, fasst Eichelberg den Tag zusammen. 

Appell an die Wertschätzung

Seitdem können an jedem dritten Samstag im Monat zwischen 15:00 und 18:00 Uhr kaputte Geräte und Gegenstände ins Begegnungszentrum in Heddernheim mitgebracht werden. Unter fachkräftiger Anleitung werden sie wieder instand gesetzt. Darüber hinaus finden in dem Räumen Workshops, Filmabende und Diskussionsrunden statt.

Das Publikum ist bunt gemischt – von jungen Familien bis zu Senioren. „Es macht unheimlich viel Spaß, weil so viele interessierte und engagierte Menschen in Heddernheim wohnen. Oft erzählen sie, dass sie schon seit langem ohne Plastik einkaufen, mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren oder mit Solarstrom kochen und immer dachten, dass sie allein hier im Stadtteil sind. Jetzt sehen sie, dass das ganz anders ist“, erzählt Eichelberg.

Ein schwarz weißes Portrait von Imke Eichelberg
Imke Eichelberg
Initiatorin Reparatur Café Heddernheim

„Die Idee ist geklaut – aber gute Ideen darf man nachmachen!“

Gemeinschaft, Zusammenhalt und Wertschätzung fördern

Die Wertschätzung für Gegenstände, Menschen und Fähigkeiten zu fördern, ist ein wichtiges Ziel des Reparatur Cafés. „Jedes Gerät ist irgendwann einmal hergestellt worden – sei es in Deutschland oder in Fernost, jemand hat die Rohstoffe aus dem Boden gegraben und verarbeitet. Es wurde sorgfältig ausgesucht, gekauft, benutzt – und sollte nicht sofort weggeworfen werden“, gibt Imke Eichelberg zu bedenken. Schließlich gelangt nicht nur durch Produktion und Transport, sondern auch durch die vorzeitige Entsorgung jede Menge klimaschädliches CO2 in die Luft.

Doch nicht jeder ist Elektromeister oder hat das richtige Werkzeug zur Hand. Deshalb möchte Eichelberg Menschen verschiedener Generationen zusammenbringen und dabei die ältere Generation weiter einbeziehen. Ihr geht es darum, voneinander zu lernen, wie sich Dinge reparieren lassen und den Mut zu entwickeln, selbst Schraubenschlüssel und Zange in die Hand zu nehmen.

Letzten Endes geht es ihr um ein Umdenken, denn dahinter stehen Fragen wie: Was brauche ich eigentlich, damit es mir gut geht? Muss ich ständig etwas Neues kaufen? Wenn ich weniger ausgebe, muss ich vielleicht auch weniger arbeiten? Dann habe ich mehr Zeit für Familie, Pflege, Kunst und Kultur. Alleine erfordern solche Entscheidungen viel Mut. Doch gemeinsam ist es plötzlich ganz einfach. „Es ist eine Transformation der Gesellschaft, die ich anstrebe – aber eben im Kleinen und Praktischen. Und ich vertraue darauf, dass es viele andere auch tun!“

Danke für das Interview!

Eckdaten zum Repair-Café in Heddernheim

Das Repair-Café Heddernheim findet im Begegnungszentrum Heddernheim ein Mal im Monat (Samstag) statt.

Aktuelle Termine:

Weitere Auskunft erteilt auch Sybille Vogl: Sybille.vogl@Frankfurter-verband.eu, Telefon: 069-57 71 31