Strom vom Dach: Turnerschaft Heddernheim produziert eigenen Solarstrom

Fotos und Text

Portrait von Markus Schmid. Ein Mann mit grünem T Shirt, Brille und braunem Haar und Bart. Er lächelt in die Kamera und steht in einer Turnhalle mit einem Ball in der Hand. Dahinter ein Solarpannel.

Anfang 2016 erhielt Markus Schmid ein Angebot der Mainova für eine Photovoltaik-Pachtanlage. Für den ersten Vorsitzenden der „Turnerschaft 1860 Frankfurt am Main Heddernheim“ klang das fast zu gut, um wahr zu sein. Das Angebot umfasste die kostenfreie Installation auf dem Dach der Turnhalle sowie die Wartung. Der Pachtbetrag lag geringfügig unter der monatlichen Stromgebühr. Der Verein hatte damit die Chance, mit eigens produzierter umweltfreundlicher Energie einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten und gleichzeitig etwas Strom und Geld einzusparen. Die Mainova hatte mit diesem Projekt erstmalig die Möglichkeit, eine Photovoltaik-Pachtanlage auf einem Dach einer Sporthalle im Stadtgebiet Frankfurt zu installieren. Die Turnerschaft entschied sich für das Pachtmodel.

Solides Angebot für den Klimaschutz

Anfangs war Schmid allerdings auch etwas skeptisch: „Hintergrund war, dass das Modell keinerlei Investitionskosten vorsah und sogar noch eine Energieeinsparung voraussagte. Da habe ich zunächst den Haken gesucht, aber keinen gefunden – bis heute nicht.“ Gemeinsam mit seinen Vereinskollegen hat er alles genau geprüft und diskutiert. Schließlich hat sich der Verein dafür entschieden, die Photovoltaik-Anlage auf dem Dach der Turnhalle zu installieren. Die Mainova hatte sich im Vorfeld den Verbrauch angesehen und auf dieser Basis den Verein bei der Entscheidung hinsichtlich der Größe der Anlage beraten. Die Empfehlung lautete, dass ein möglichst großer Anteil des damit produzierten Stroms auch selbst verbraucht wird.

Für die Turnerschaft Heddernheim bedeutete das:

  • Es wurden 38 Photovoltaik-Module installiert, die eine Fläche von 70 Quadratmetern abdecken. 
  • Der damit erzeugte Strom wird zu 77 Prozent selbst verbraucht – hauptsächlich für das Licht und die Lüftungsanlage sowie für den Sportbetrieb. 23 Prozent werden ins öffentliche Stromnetz eingespeist.
  • Gemessen am jährlichen Gesamtstromverbrauch macht der produzierte Solarstrom mit 9.000 Kilowattstunden einen Anteil von 29 Prozent aus. 71 Prozent müssen zugekauft werden.
  • Der monatliche Pachtpreis beläuft sich auf 170 Euro und ist damit geringfügig weniger als das, was der Verein vorher an Stromkosten gezahlt hat. Außerdem sind damit Installation und Wartung der Anlage abgedeckt.
  • Nach 20 Jahren geht die installierte Anlage in den Besitz der Turnerschaft über. Um die Anlage weiterhin zu betreiben, wird dann lediglich eine Betreiberpauschale fällig, die allerdings wesentlich geringer als die monatliche Pachtgebühr ist.
  • Die Einsparung an Stromkosten beträgt aktuell rund 360 Euro pro Jahr und steigt ab 2035 auf circa 2.000 Euro pro Jahr an.
  • Der Gewinn aus der Einspeisung beträgt um die 20 Euro pro Monat.

„Momentan sparen wir etwas Strom ein und machen ein wenig Gewinn mit der Anlage. Verlust droht nur, wenn der Strom extrem billig wird. Das ist jedoch nicht zu erwarten. Nach zwanzig Jahren werden die Einsparungen beträchtlich sein“, schätzt Schmid die Lage ein.

Portrait von Markus Schmid. Ein Mann mit grünem T Shirt, Brille und braunem Haar und Bart. Er lächelt in die Kamera.
Markus Schmid
Vorsitzender der „Turnerschaft 1860 Frankfurt am Main Heddernheim“

„Uns geht es vor allem um den Klimaschutz, weniger um das eingesparte Geld.“

Zukunftsvision Strom speichern

Aktuell verfügt die Anlage über keine Möglichkeit, den erzeugten Strom zu speichern. Ist es bewölkt, geht die Produktivität der Anlage massiv nach unten, es wird aber weiterhin Strom verbraucht. Scheint die Sonne über längere Zeit, produzieren die Photovoltaik-Module dagegen so viel Strom, dass er ins Netz eingespeist werden kann. Prinzipiell besteht die Möglichkeit, Akkus nachzurüsten. So könnte Strom gespeichert und der Anteil des eigens produzierten Stroms erhöht werden. Momentan sind solche Akkus noch sehr kostenintensiv. „Je nachdem, wie sich der Preis entwickelt, lohnt es sich zukünftig, Akkus nachzurüsten“, so Schmid und weiter: „Vor allem, wenn man bedenkt, dass eine solche Anlage theoretisch 30 bis 40 Jahre halten kann.“ Da die Technik noch nicht so alt ist, gibt es bislang keine Erfahrungswerte, was die Lebensdauer von Photovoltaikanlagen betrifft.

Das Dach muss passen

Interesse hat die Photovoltaikanlage auf jeden Fall geweckt. Seit der Installation ist Schmid immer wieder von anderen Vereinen darauf angesprochen worden. „Ich kann das Pachtmodell auf jeden Fall empfehlen, allerdings müssen ein paar Voraussetzungen gegeben sein“, gibt Schmid zu bedenken. Ganz wichtig ist in diesem Zusammenhang das Dach. Auf dem Flachdach der Turnerschaft ließ sich die Anlage leicht installieren und es störten weder Bäume noch Häuser.

„Sinnvoll ist außerdem, dass das Gebäude, auf dem die Anlage installiert werden soll, dem Verein selbst gehört. Das war bei uns der Fall und so konnten wir die entsprechenden Entscheidungen im Zusammenhang mit der Photovoltaikanlage zügig selbst treffen“, so Schmid. Wichtig ist auch der bauliche Zustand des Daches. Muss es in absehbarer Zeit erneuert oder repariert werden, müsste die Anlage entfernt und anschließend wieder installiert werden. Auch wenn das aus Sicht des Klimaschutzes unbedenklich ist, können die dadurch verursachten Kosten die finanziellen Einsparungen mindern.

Fünf Tonnen Kohlendioxid eingespart

Obgleich die Pachtanlage sich für die Turnerschaft auch finanziell lohnt, war von Anfang klar: „Uns geht es vor allem um den Klimaschutz, weniger um das eingesparte Geld. Mit unserer Photovoltaikanlage sparen wir 5 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr. Das ist ein kleiner Beitrag zum Klimaschutz, den wir als Verein leisten können. Wenn wir die Möglichkeiten dafür haben, dann fühle ich mich verpflichtet, so etwas zu machen. Es gibt keinen Grund dagegen“, fasst Schmid das Engagement der Turnerschaft Heddernheim zusammen. Die eingesparte Menge an Kohlendioxid entspricht dem Verbrauch eines Mittelklassewagens mit einem durchschnittlichen Benzinverbrauch von 8,3 Litern auf einer Distanz von 23.000 Kilometern. Das sind rund 40 Fahrten von Frankfurt nach Berlin.

Danke für das Interview!