Wanderausstellung „Klima auf Tour“

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Sich mit Menschen über den Klimaschutz zu unterhalten, die sich ohnehin damit beschäftigen – das ist keine große Kunst. Aber wie weckt man das Interesse von Menschen, für die das Thema bislang noch keine Bedeutung hat? Mit einer ganz besonderen Wanderausstellung, die alle Blicke auf sich zieht, zum Mitmachen anregt und dort Station macht, wo die unterschiedlichsten Menschen vorbeischlendern!

Marc Dauner vom Energiepunkt FrankfurtRheinMain e. V. fährt über den Römer in Frankfurt mit einem Lastenrad
Marc Dauner vom Energiepunkt FrankfurtRheinMain e. V.

Alle ziehen an einem Strang

„Klima auf Tour“ ist der Name dieses einzigartigen Projekts, das vom Hessischen Umweltministerium im Rahmen des Integrierten Klimaschutzplans Hessen 2025 gefördert wird. Es ist das Ergebnis einer Kooperation verschiedenster Institutionen im Bereich Klimaschutz und bringt die Kompetenzen von Klimabildung und Energieberatung zusammen: Umweltlernen in Frankfurt ist ebenso beteiligt wie das Umweltzentrum Hanau, das Naturschutzhaus Weilbacher Kiesgruben und der Energiepunkt FrankfurtRheinMain.

Michael Schlecht, Geschäftsführer von „Umweltlernen in Frankfurt“, erläutert die Ziele von „Klima auf Tour“:

„Wir möchten Menschen erreichen, die sich bislang nur wenig für Klimaschutz interessiert haben – aber auch Menschen, die bereits für den Klimaschutz sensibilisiert sind, möchten wir Neues vermitteln. Wir zeigen die ganze Bandbreite des Klimaschutzes, damit deutlich wird: Er hat nicht nur etwas mit klimafreundlichem Konsum zu tun, sondern auch mit Wohnen, Landwirtschaft und Energieerzeugung ohne fossile Energieträger. Letztendlich wollen wir dazu anregen, sich selbst für Klimaschutz zu engagieren. Gleichzeitig verstärken wir durch das Projekt die Kooperation zwischen den unterschiedlichen Akteuren wie Bildungsinstitutionen und Energieberatungen.“

Das Ausstellungskonzept geht auf

Ob am Frankfurter Römer, beim Park(ing) Day in Neu-Isenburg oder beim Apfeltag in Flörsheim-Weilbach: Schon beim Aufbau bleiben die ersten Neugierigen stehen. Sie beobachten, wie aus vier bunten Lastenfahrrädern die merkwürdigsten Exponate hervorgezaubert werden – von Rollrasen über Baumscheiben bis hin zu kleinen Badewannen. Über den Lastenrädern werden Sonnensegel angebracht, in ihrer Mitte eine Litfaßsäule aus Stoff aufgespannt. Wer würde da nicht stehenbleiben und genauer hinsehen?

Ernährung, Wohnen, Konsum und Energie

Jedes der vier Lastenräder wurde von einer der kooperierenden Institutionen gestaltet und geht einem der grundlegenden Aspekte des Klimaschutzes auf den Grund. Vieles lässt sich anfassen oder ausprobieren – und wer mag, kann sich gleich an die Expertinnen und Experten vor Ort wenden. Beim Lastenrad zum Thema Ernährung gibt es ein so genanntes Flächenbuffet zu entdecken: Wie viel Quadratmeter Fläche werden benötigt, um die Zutaten für ein bestimmtes Gericht zu erzeugen, zum Beispiel für einen Teller Spaghetti Bolognese im Vergleich zu einem Teller Spaghetti mit Tomatensoße? Große Rollrasenflächen symbolisieren die benötigte Anbaufläche. Auf einen Blick sieht man: Das Soja, das für das Tierfutter benötigt wird, hat einen enormen Flächenverbrauch. Dass Ernährung sehr viel mit dem Klimawandel zu tun hat, wird hier offensichtlich.

Ein Lastenrad mit der Aufschrift "Klima auf Tour". Darauf stehen Tomaten aus Stoff mit verschiedenen Aufdrucken zum CO2 Ausstoß
Ernährung – Klima auf Tour

Aha-Erlebnisse sind garantiert

Überraschungen gibt es auch beim Thema Wohnen. An dieser Station erfährt man zum Beispiel, dass es nicht nur die allseits bekannten, sondern noch viele weitere Dämmstoffe gibt, mit denen sich hier auch gleich experimentieren lässt. Teppichstücke zeigen sehr eindrücklich, wie viel mehr Fläche mit der gleichen Menge Energie beheizt werden kann, wenn ein Gebäude saniert wurde.

Gerade bei diesem wichtigen Thema gibt es Aufklärungsbedarf, wie Marc Dauner vom Energiepunkt FrankfurtRheinMain berichtet:

„Viele Menschen denken, Dämmung funktioniere nicht und würde zu Schimmelbildung, Brandgefahr und Gesundheitsrisiken führen. Dieser Meinung war auch ein Mann, mit dem ich bei Klima auf Tour ins Gespräch kam. Schlussendlich hat er sich Informationsmaterial mit nach Hause genommen und sich später sogar noch einmal bei mir gemeldet.“

Energie erzeugen mit Muskelkraft

Beim Lastenrad zum Thema Konsum geht es vorrangig um Kleidung. Aus alten T-Shirts entstehen an der Upcycling-Station Taschen. Kleine Badewannen symbolisieren, wie viel Wasser bei der Herstellung verbraucht wird. Außergewöhnliche Exponate hat auch das Lastenrad zum Thema Energie zu bieten: zum Beispiel ein mit Wasserstoff angetriebenes Modellauto oder einen Kurbel-Generator, mit dem man selbst Strom erzeugen kann. Vielen, die es ausprobieren, tritt der Schweiß auf die Stirn. Sie spüren hautnah, wie viel mehr Energie zum Beispiel eine Glühbirne im Vergleich zu einer modernen LED benötigt. Doch was hat es mit der Litfaßsäule in der Mitte auf sich? „Hier werden alle Themengebiete zusammengeführt und erklärt, wie sich unterschiedliche Lebensstile aufs Klima auswirken. Man kann also noch intensiver ins Thema einsteigen und erfahren, wie man selbst für Klimaschutz aktiv werden kann“, erklärt Michael Schlecht.

Für nächstes Jahr sind große Touren geplant, zum Beispiel durch den Vogelsberg – wie eine Karawane, die von Ort zu Ort zieht, und das Thema Klimaschutz dorthin bringt, wo es hingehört: in die Mitte der Gesellschaft.

Bildquellen

Header-Foto mit Marc Dauner vom Energiepunkt FrankfurtRheinMain e. V. / Karin Gerhardt
Lastenrad / Umweltlernen Frankfurt